Coronavirus gefährdet Ferieninsel-Projekt

Die FDP-Frauen in Langenthal planen ein Ferieninsel-Angebot für Kinder während den Schulferien. Für die Realisierung möchte man die lokale Wirtschaft mit ins Boot holen. Für eine zweijährige Pilotphase werden 60 000 Franken benötigt. Doch die Corona-Krise gefährdet dieses Projekt.

By Walter Ryser

Von Walter Ryser

"Wir wären bereit und könnten im Herbst starten", sagt Katrin Zumstein zu den Plänen der Langenthaler FDP-Frauen für ein zweijähriges Pilotprojekt Ferieninsel, mit dem während den Schulferien 20 Kinder eine Ganztagesbetreuung erhalten würden. Dass die 56-jährige Juristin aus Bützberg bei diesem Projekt das Wort könnten in den Mund nimmt, hat damit zu tun, dass der Coronavirus die Langenthaler Ferieninsel gefährdet. Denn bei diesem Vorhaben ist man auf die finanzielle Unterstützung der lokalen Wirtschaft angewiesen. Doch ob die Firmen in der Region bereit wären und überhaupt in der Lage sind, das Pilotprojekt mitzufinanzieren, ist aktuell mehr als fraglich. 60 000 Franken werden dafür in den nächsten zwei Jahren benötigt. Geld, das die Unternehmen in der Region aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung im Zusammenhang mit der Corona-Krise vermutlich nicht mehr einfach so zur Verfügung haben.

Blenden wir aber vorerst noch etwas zurück. Schon seit längerer Zeit ist es diversen Politikern, Unternehmern und Pirvatpersonen ein grosses Anliegen, dass Kinder von berufstätigen Eltern auch während den Schulferien betreut werden. Die Zentrumsgemeinde Langenthal beispielsweise verfügt über kein entsprechendes Angebot. "Weil ich viele Klientinnen habe, die alleinerziehend sind und entsprechend Probleme mit der Betreuung ihrer Kinder haben, entstand die Idee, eine Ferieninsel für die Zeit während den Schulferien zu realisieren", erzählt Katrin Zumstein. Die ehemalige FDP-Grossrätin bestätigt, dass sie von ihren Klientinnen oft gefragt werde, welche Möglichkeiten es während den Schulferien gebe und sie müsse dann jeweils resignierend entgegnen, dass für die Kinderbetreuung während den Schulferien noch keine Angebote in der Region zur Verfügung stünden.

FDP-Frauen wollen nicht warten
Sie weist darauf hin, dass die Einführung eines Ferieninselangebots aufgrund des politischen Prozesses in der Stadt Langenthal erst im Herbst 2022 vorgesehen sei, obwohl die gesetzlichen Grundlagen zur Einführung von Ferieninseln auf kantonaler Ebene bereits am 1. September 2020 in Kraft treten werden. Die Langenthaler FDP-Frauen waren sich aber einig, dass man nicht so lange warten will und deshalb haben sie sich entschlossen, auf privater Ebene ein Angebot zu lancieren. Die Kinderkrippe und Schülertagesstätte Windrose zeigte sich bereit, im Rahmen eines Pilotprojektes für 20 Kinder eine Ferienbetreuung bereit zu stellen (je eine Woche in den Sport-, Frühlings- und Herbstferien sowie zwei Wochen in den Sommerferien).

Die Kosten dafür belaufen sich für ein Kind auf 100 Franken pro Tag. Für die meisten Eltern ist es finanziell nicht verkraftbar, die Kinder während mehreren Tagen durch die Ferieninsel betreuen zu lassen. Die FDP Frauen der Stadt Langenthal wollen deshalb dieses Problem mit Hilfe der Wirtschaft lösen. Allerdings sollen auch die Eltern, entsprechend ihren Einkommensverhältnissen, ihren Beitrag leisten, mindestens 20, höchstens 40 Franken pro Tag. Die Differenz zum Volltarif von 100 Franken pro Tag soll deshalb mit Sponsoringbeiträgen der Wirtschaft gedeckt werden. Gemäss den Berechnungen werden für den zweijährigen Pilotversuch pro Jahr Sponsoringbeiträge in der Höhe von 30 000 Franken benötig (total also 60 000 Franken).

Ungünstiger Zeitpunkt
Katrin Zumstein ist überzeugt, dass auch die Wirtschaft ein Interesse an einem solchen Projekt hat. Sie sagt dazu: "Frauen werden ständig dazu aufgefordert, in den Firmen mehr Verantwortung zu übernehmen und Kaderpositionen zu bekleiden. Dazu müssen die Unternehmen aber auch die nötigen Rahmenbedingungen schaffen oder entsprechende Projekte unterstützen." Die Juristin mit eigener Kanzlei in Langenthal ist sich aber bewusst, dass der Zeitpunkt nicht gerade günstig ist, bei der Wirtschaft für ein solches Projekt anzuklopfen.

Dennoch hofft sie auf die Solidarität der Wirtschaft und deren Interesse an einem solchen Projekt. Die Hoffnung, dass die Ferieninsel im Herbst in Langenthal starten kann, hat sie noch nicht aufgegeben. Denn laut Zumstein geht es beim zweijährigen Pilotversuch nicht bloss um die Betreuung der Kinder während den Schulferien. "Das Pilotprojekt soll uns auch dazu dienen, die entsprechenden Bedürfnisse in der Bevölkerung detailliert abzuklären und zu schauen, ob allenfalls auch in umliegenden Gemeinden Bedarf besteht und man das Angebot vielleicht sogar ausbauen könnte."

In den Startlöchern: Die Kinderkrippe Windrose in Langenthal könnte ab Herbst 20 Kindern während den Schulferien als Ferieninsel zur Verfügung stehen. (Bild: Walter Ryser)

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