Viren bei Haustieren

By Christoph Salm

Die aktuelle Corona-Pandemie hat die Berufsgruppen der Virologen und Epidemiologen aus ihren Labors und Büros an die Öffentlichkeit katapultiert. Sie spielen aktuell eine grosse Rolle in der Beurteilung der Seuchenlage und liefern wissenschaftliche Grundlagen für einschneidende Massnahmen, die zur Überwindung der Krise notwendig geworden sind. Die mediale Beachtung generiert Bewunderung, Prominenz,  Zuspruch, aber auch Kritik. Es soll bereits Jugendliche geben, die als Traumberuf  Virologe/Virologin angeben. Nun, das Fach ist ja nicht neu. Neu ist nur der Krankheitserreger SARS-CoV-2, der im Moment global für menschliches Leid und riesige wirtschaftliche Schäden sorgt. Viren können Pflanzen, Tiere, Menschen, sogar auch Mikroorganismen befallen. Viren sind omnipräsent. Sie nutzen Wirtszellen, um ihr Erbgut zu vervielfältigen und so neue Zellen resp. neue Wirte zu befallen.

Ein kurzer Exkurs in die Tiermedizin. Ansteckende Krankheiten verursacht durch Viren, Bakterien und andere Mikroorganismen kommen bekanntlich  auch beim Tier vor. Neben der Vielfalt der Krankheitserreger und deren verschiedensten Strategien einen Wirt krank zu machen, spielen tierartliche Unterschiede eine grosse Rolle.  Unsere Haustiere Hunde und Katzen sind in der Regel einzeln oder in kleinen Gruppen gehalten. Diese Art der Haltung, die kontrollierte Fütterung, allgemeine Hygiene und gute Impfprophylaxe liessen die ansteckenden Krankheiten bei den beliebten Hausgenossen stark zurückgehen. Ehemals bedeutende Infektionskrankheiten wie Staupe, Parvovirose, Leptospirose oder gar Tollwut sind heute beim Haushund in Mitteleuropa selten geworden. Ein Reservoir besteht bei Wildtieren (Fleischfresser). Die Katzen haben als Freigänger mehr Gelegenheit, sich bei Artgenossen eine Infektion zu holen. Bekannt ist  insbesondere der sog. Katzenschnupfen, eine  meist viral verursachte, häufig hartnäckige Erkrankung der oberen Luftwege. Als ich vor 30 Jahren  in Langenthal meine Tierarztpraxis eröffnete, sah ich regelmässig Katzen, die sich mit dem FeLV-Virus (feline Leukose) infiziert hatten. Im Volksmund wird diese Katzenkrankheit oft als Katzen-AIDS bezeichnet. Es handelt sich um eine sogenannte Slow-Virus-Erkrankung. Der heimtückische Erreger wird horizontal von Tier zu Tier oder vertikal von Muttertieren während der Trächtigkeit und/oder  der Säugezeit  auf die Foeten  resp. Welpen übertragen. Beim infizierten Tier können sich nach unterschiedlich langer Inkubationszeit verschiedene Krankheitsbilder entwickeln. Tumore, Blutarmut, Immunschwäche. In den letzten Jahren konnte diese Krankheit dank entschiedener Prophylaxe (Blutteste, Impfungen) nahezu zum Verschwinden gebracht werden. Einige TierhalterInnen fragen sich nun, ob das neuartige Coronavirus allenfalls auch ihr Haustier befallen kann oder ob dieses als Vektor zur Weiterverbreitung der Infektion beitragen könnte. Gemäss Roger Stephan, Dekan der Vetsuisse-Fakultät Zürich wird diese Fragestellung  im Auge behalten. Auf Grund der bisherigen Erkenntnisse kann Prof. Stephan beruhigen: „ Im Moment gibt es keine Hinweise darauf, dass Nutztiere oder Heimtiere ein relevantes Infektionsrisiko für Menschen darstellen“. Auf die grundlegenden Prinzipien der Hygiene sollte aber im Umgang mit den Haustieren geachtet werden.

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