Zur Situation der BewohnerInnen der Alters- und Pflegeheime
In diesen Tagen entschloss der Bundesrat, den im März 2020 verordneten Lockdown schrittweise herunterzufahren. Schon bald dürfen auch die Coiffeure wieder ans Werk. Offenbar litt deren Kundschaft fast mehr unter den Entbehrungen als die Figaros selber. Verheimlichte graue Haare wurden plötzlich ein Problem oder der trendige Ronaldo-Schnitt konnte nicht rechtzeitig in Form gebracht werden. Jetzt ist aber Hilfe in Sicht. Ausser für die Gastronomie und die Event-Branche ist letzte Woche mit dem bundesrätlichen Entscheid der Exit-Fahrplan aufgezeigt worden.Da gibt es aber eine Bevölkerungsgruppe, für die ist das Ende der Einschränkungen noch gar nicht erkennbar. Bei ihnen geht es nicht darum, wieder in den Arbeitsalltag zurückzukehren, denn sie sind schon lange nicht mehr in ihrer produktiven Lebensphase. Sie haben aber Jahrzehnte für uns, unsere Stadt, unser Land gearbeitet. Es sind insbesondere BewohnerInnen der Alters- und Pflegeheime für die sich das Leben am 16. März 2020 schlagartig geändert hat. Zutritt und Ausgang verboten hiess es plötzlich! Eine ganz wichtige Abwechslung, Motivation und Freude im Heimalltag waren bis zur folgenschweren Verordnung die Besuche von Verwandten und Bekannten. Dieser rege Kontakt mit dem Leben ausserhalb der sozialen Einrichtungen ist seit der Ausrufung der aussergewöhnlichen Lage zumindest sehr eingeschränkt. Meine Mutter lebt seit fast 4 Jahren in einem Alterszentrum. Sie und ihre MitbewohnerInnen geniessen eine sehr gute, liebevolle Betreuung und eine angenehme Atmosphäre in netter Umgebung. Der Alltag wird durch viele sinnvolle Aktivitäten bereichert. Nach dem Lockdown haben sich Heimleitung und Personal bemüht, ihren BewohnerInnen den Alltag weiterhin möglichst angenehm zu gestalten. Dieses Ziel wurde mit viel Engagement soweit möglich erreicht. Da für die Alters- und Pflegeheime kein Ende der behördlichen Auflagen zu erwarten ist, muss nun das Problem der bestehenden Isolation angegangen werden. Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, dass die BewohnerInnen dieser Institutionen wieder Besuche ihrer Angehörigen empfangen können. Dazu müssen Räume zur Verfügung stehen, die ein gefahrloses, angenehmes Treffen ermöglichen. D.h. Trennung von Besuchenden und Besuchten durch entsprechende bauliche Massnahmen (Bsp. Plexiglas-scheiben), Händedesinfektion, Gegensprechanlage, geeignetes Mobiliar, Organisation der Besuchstermine. In der warmen Jahreszeit könnten Besuche, abhängig von den örtlichen Gegebenheiten, auch draussen stattfinden.
Es ist mir bewusst, dass dies Mehraufwand für die Alterszentren bedeutet. Insbesondere für schwer pflegebedürftige Menschen braucht es wohl Sonderlösungen. Wirtschaft, Gewerbe und Bildungsinstitutionen müssen mit grossem Engagement die Wiederaufnahme von Produktion, Dienstleistung und Bildung möglich machen. Spitäler haben in den letzten Wochen Kapazitäten aufgebaut resp. frei gehalten. Alters- und Pflegeheime, im Lockdown wohl nur minimal von Umsatzeinbussen betroffen, müssen mit Fantasie, gutem Willen und Investitionen Besuche von Angehörigen wieder ermöglichen. Dabei müssen sie von den kantonalen Behörden (Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion) unterstützt und überwacht werden. Die Gesundheit der BewohnerInnen und des Personals haben höchste Priorität. Dabei ist aber das psychische Wohlergehen ebenfalls ein wichtiger gesundheitlicher Aspekt. Gemäß meinen Recherchen in den letzten Tagen ist das Problem erkannt. Es fehlt noch an der Umsetzung. Bewahren wir unsere pflegebedürftige Bevölkerungsgruppe davor, den Lebensabend in einem goldenen Käfig verbringen zu müssen!
Kommentare
Danke für diesen Senioren Blog
Lieber Christoph, Danke für diesen Senioren Blog. Das ist ein perfekter Text. Ich hoffe sehr, dass die Altersheime etwas davon umsetzen und wir unsere Mutter wieder sehen dürfen.